Mittwoch, 23. April 2014

Die Zeit danach

Nachdem wir also die Gewissheit hatten, dass wir Sesbania verlassen mussten, hatten wir gemischte Gefühle: Zum Einen waren wir erleichtert und froh, endlich dort weg zu kommen, zum Anderen natürlich war die Ungewissheit, wie es nun weiterging, ein nicht allzu gutes Gefühl.
Am The Rock Pool mit Waran "Carlos"


Aber schnell waren wir uns einig, denn nachdem wir alles gepackt hatten und im Auto saßen, wussten wir schon genau, was unser nächstes Ziel sein sollte.

Die Großstadt Townsville, auch gerne von uns „klein Miami“ genannt. Dort wussten wir, wo wir ungestört in unserem Auto schlafen konnten und wir wussten, wo wir uns kostenlos duschen konnten. Außerdem bietet die Stadt Shopping Centren, Abkühlung am Meer oder am „The Rock Pool“, wir konnten dort tun und lassen, was wir wollten ohne von irgendwem dumm angeguckt zu werden.

Schon nach dem ersten Tag „Erholung“ war uns klar, dass wir neue Arbeit bräuchten. Es sollte ein Fruitpicking Job werden, denn nach noch einer Farm war uns nicht zumute.

Die Jobsuche ging also los, zuerst wussten wir nicht richtig, wie und wo wir suchen sollten. Wir klapperten diverse Internetseiten mit Jobangeboten ab und schrieben ein paar E-Mails.
Dann haben wir auch noch ein Jobcenter aufgesucht, doch leider war dieses nur für Australier und nicht für Backpacker gedacht.
Durch Zufall in einem Touristen Informationscenter habe ich ein einen Katalog mit den Erntezeiten gefunden und auch eine kostenlose Hotline von der Regierung, bei der man angeblich Fruitpicking Jobs bekommt.

Kurzer Hand habe ich da auch direkt angerufen und die sehr freundliche Frau konnte mir zwei Nummern zu Fruitpicking Jobs in der Nähe von Townsville geben.

Bei beiden habe ich dann auch direkt angerufen, aber mit wenig Erfolg, denn bei keinem der beiden Nummer hob jemand ab.

Doch nach einer Stunde, wollte Niklas es nochmal versuchen und 10 Minuten später hatten wir einen neuen Job!!

Es sollte nach Charters Towers auf die Blue Peter Farm gehen. Hier sollten wir entweder Zitronen pflücken oder irgendwas mit Weintrauben, was wir noch nicht ganz verstanden hatten.

Am Freitag, also 5 Tage nachdem wir Sesbania verlassen hatten, begannen wir schon wieder die nächste Herausforderung.



Wir sollten bei der Blue Peter Farm den Rebschnitt machen. Uns allen (insgesamt 13 Backpacker: 1 Kanadier, 2 Briten, 2 Italiener und 8 Deutsche) wurde erklärt, wie und was wir machen müssen.

Wir würden nach Leistung bezahlt werden und arbeiten 6 Tage die Woche.

Die erste Woche verging, wie im Flug. Man sagte uns, dass es besonders Pärchen schwer haben, die Arbeit zu verrichten, weil es doch körperlich sehr anstrengend sein kann, aber um dem zu trotzen, waren wir doch tatsächlich das beste Team in der ersten Woche.
Wir schufteten hart, Niklas schnitt die alten Stängel der Rebe ab, die im letzten Jahr die Trauben trugen und zog sie heraus. Drum herum beschnitt er auch noch viel, sodass ich mir die vier „neuen“ tragenden Äste heraussuchen konnte, die ich um Drähte wickelte, damit diese nun Trauben für die nächste Ernte tragen konnten.
Von einem riesigen Busch, sollte also nur noch eine Rebe mit vier, auf Draht gerollten Ästen übrig bleiben. Keine grünen Blätter waren erlaubt, die Äste durften nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang sein. Man musste aufpassen, dass sie nicht brachen, wenn man sie rollte, usw.

So sollte es zum Schluss aussehen
Alles in Allem und nachdem man den Kniff heraushatte, wie man schneiden und ziehen musste, war die Arbeit ganz in Ordnung. Es war körperlich harte Arbeit, das war keine Frage, aber wir hatten die Hoffnung, auch gut dafür entlohnt zu werden und diese trieb uns an.
Es war eine neue Möglichkeit, endlich mal für das bezahlt zu werden, was man leistet.
Die Stimmung war gut, alle konnten zusammen leben und dann kam es zur ersten Bezahlung, welche die allgemeine Stimmung ziemlich drückte.
Es war ausgemacht, dass man für jeden der vier neune Äste 50 Cents bekommt. Eigentlich ist das nicht viel, wenn man bedenkt, dass nicht jede Rebe vier vernünftige Äste hat und dass man die ganze Arbeit mit dem ganzen anderen Gestrüpp hat.
Und noch dazu wurde die gemachte Arbeit akribisch genau begutachtet und jeder kleinste Fehler wurde vom Lohn abgezogen.

Wie schon oben erwähnt, waren Niklas und ich das beste Team der Woche und hatten dementsprechend auch einen etwas höheren Lohn, doch dadurch, dass wir die Steuern darauf noch bezahlen mussten, blieb am Ende nichts mehr übrig.

Um es kurz zu machen: die Entlohnung, die wir für diese schwere körperliche Arbeit bekamen, war uns zu wenig.
Aber wir sagten uns, noch eine Woche halten wir durch und gucken, ob sich Geldtechnisch etwas ändert, danach entscheiden wir, ob wir gehen oder bleiben.

Leider aber wurde sowohl ich, als auch Niklas, in der darauf folgenden Woche krank. Niklas hat es anscheinend etwas schlimmer erwischt, als ich, sodass ich alleine gegangen bin, um den Reben den Kampf anzusagen.
Doch schnell gingen meine Kräfte dem Ende zu und so kam es, dass wir in dieser Woche sogar noch weniger verdienten, als in der Woche zu vor.

Nach zwei Wochen also, war die „Herausforderung“ Blue Peter Farm gegessen.
Unzähliges Ungeziefer begleitete unsere Arbeit


Wir überlegten, wie viel Zeit noch übrig war und wie viel Geld wir hatten und entschieden, dass das Geld zwar reichen würde, die Zeit aber noch so lange ist, dass wir gerne unseren Rückflug etwas nach vorne geschoben hätten.

Doch hier hatten wir ein kleines Problemchen, denn kurz nachdem wir unseren Job sicher hatten, haben wir uns noch eine kleine Reise gegönnt.
Wir buchten einen Flug nach Melbourne und nach Perth, da diese Ziele zu weit weg waren, um sie mit dem Auto zu befahren.
Diese eine Urlaubswoche sollte drei Wochen vor unserem Rückflug stattfinden, also versuchten wir diese Woche noch zu verschieben, damit wir unseren Rückflug umbuchen konnten.
Doch leider waren alle Mühen vergeblich: denn ob wir unseren Urlaub nun um eine, zwei, drei oder vier Wochen verschieben wollten, irgendein Staat hatte genau in diesen vier Wochen Osterferien oder ANZAZ-Feiertage, sodass nur die Umbuchung der Flüge genauso viel gekostet hätte, wie der Urlaub selbst.
Also wurde diese Idee über den Haufen geschmissen.
Ab dann begann für uns ein 8-wöchiges Herumreisen.
Für unseren Geschmack etwas zu viel Zeit für die Ostküste, aber wir wollten uns dadurch nicht die Laune verderben lassen. Es ist doch besser, wenn man zu viel Zeit hat, als dass man sich ärgert, man hätte zu wenig Zeit, oder?

Wir begannen unsere Reise also in Townsville. Wir beschlossen, dass es am besten ist, dass wir die komplette Ostküste bereisen bis Byron Bay, da uns sehr viele Leute empfohlen haben, dass wir unbedingt dorthin sollten.

Byron Bay liegt ca. 150 km südlich von Brisbane, von wo auch unsere Flug nach Melbourne und unser Rückfluch nach Deutschland geht. Der Plan war also von Townsville nach Byron Bay zu reisen und das kurze Stück wieder zurück nach Brisbane, um von dort dann nach Melbourne und Perth zu fliegen und zwei Wochen später nach Hause zu fliegen.

Uns war klar, dass wir 8 Wochen lang sparsam leben mussten und nur sehr langsam reisen konnten, denn je weiter man südlich kommt, desto weniger geht es kostenlos auf Rest Areas zu schlafen. Stattdessen kamen dann teure Campingplätze auf uns zu.

Aber das war uns egal, denn je sparsamer wir zu Anfang unserer Reise lebten, desto mehr könnten wir uns auch am Ende noch leisten.

Wir waren gespannt, was uns alles erwartet und wie die Australier an der Küste wohl so sind und wie sie leben.

All das galt heraus zu finden.

Freitag, 11. April 2014

Ayers Rock (Uluru)



Unsere Urlaubswoche begann sehr spontan: Beim Frühstück wurde uns gesagt, wir könnten dann heute losfahren, nachdem Niklas den Rasen gemäht hat.
Na toll, dachten wir erst, noch nichts ist gepackt, noch nichts vorbereitet, das hätte man uns ja auch mal am Abend zuvor sagen können.

Aber egal, wir haben in Windeseile gepackt und sind dann auch tatsächlich losgefahren.
Unser erster Stopp hieß Cloncurry.
Wir haben unserem alten Arbeitgeber John Hallo gesagt und sind aber dann auch schnell weiter nach Mount Isa gefahren. Natürlich waren wir dort auch bei Bulldozer-John und seiner Familie.
Wir haben da sehr viel geredet und gelacht und wir bekamen noch zahlreiche Tipps. Z.B. was wir auf dem Weg zum Uluru noch besichtigen könnten, dass wir unbedingt an jeder Tankstelle tanken sollen, denn das Northern Territory hat nicht allzu viele Tanken und dass wir uns vor den Aboriginals in Acht nehmen sollen.

Dieser Tag war dadurch, dass wir so spät losgefahren sind, ziemlich schnell rum, sodass wir kurz hinter Mount Isa halten mussten, um zu schlafen.

Das Blöde war: Es hat geschüttet, wie aus Eimern.

Das Kurriose war: Während Cloncurry keinen einen Regentropfen abbekam und es hieß, die kleine Stadt müsste ggf. evakuiert werden, bekam Mount Isa hingegen alles ab.
"Devils Marbles"


Der Weg zum Uluru ist ziemlich lang, deswegen haben wir nicht allzu viel gemacht, außer fahren und zu tanken natürlich. Bulldozer John hatte schon Recht, mit einem etwas kleineren Tank sollte man auf der Strecke immer tanken, denn so viele Tankstellen gibt es wirklich nicht.
Fast in jeder „Stadt“ haben wir angehalten, um uns umzusehen. Leider gibt es nicht viel zu sehen, außer Aboriginals, die überall rumsitzen und einen anglotzen, vermeidlich auch noch betrunken sind.

Es ist richtig unheimlich von denen umgeben zu sein. Manche mögen ja vielleicht ganz nett sein, aber die meisten von ihnen sitzen den ganzen Tag faul irgendwo herum und trinken Alkohol. Als wir an einem Donnerstag in Alica Springs waren, standen die Ureinwohner Australiens um 1 Uhr Mittags in der prallen Sonne sogar Schlange, um in eine Kneipe rein zu kommen.
Da konnten wir nur einen großen Bogen um die Schlange machen, um nicht mit schon Betrunkenen in Kontakt zu geraten.

Natürlich muss man auch dazu sagen, dass nicht alle Aboriginals so sind, aber die, die man auf der öffentlichen Straße sieht, benehmen sich nicht gerade vorbildlich.

Naja, auf dem Weg nach Alice Springs haben wir noch die „Devils Marbles“ besucht. Das sind riesige Steinkugeln, die überall herum stehen. Sie entstanden vor Millionen von Jahren durch geschmolzenes Magma.

Ein Schlag auf den Tisch und so viele Fliegen tot
Allgemein gesagt war unser Weg zum Uluru recht unspektakulär. Es war heiß, aber dafür war das ganze Northern Territory mit Gras bedeckt. Denn ca. 2 Wochen vorher hat Cyclon Fletcher für viel Regen gesorgt.

Auch ist zu erwähnen, dass man im Northern Territory die Natur nicht genießen kann. Überall wird man von abertausenden Fliegen verfolgt. Man steigt aus dem Auto und WUSCH!! Von überall her kommen die Fliegen. Sie kleben am T-Shirt, fliegen vor dem Gesicht rum, wollen in Nase, Ohren, Augen, Mund krabbeln.
Echt nervig, so etwas.



Endlich nach langem Fahren am Ayers Rock angekommen, waren wir dann aber doch begeistert. Unsere erste Befürchtung „es ist halt doch nur ein großer Stein“ hat sich nicht bestätigt. Es ist nicht nur ein „großer Stein“, es ist ein atemberaubender Anblick.
Es hat sich wirklich für uns gelohnt den weiten Weg zu fahren, auch wenn der Sprit im Northern Territory fast 1 Dollar teurer ist, als in Queensland!!


Nachdem wir den Uluru besichtigt hatten, haben wir noch eine Kameltour gemacht. Das war
richtig witzig.


Auf dem Rückweg haben wir dann auch nochmal kurz in Cloncurry gehalten. Das Gute war: Es hatte kurz zuvor richtig heftig dort geregnet. Der Chinaman Dam ist wieder voll und das kleine Cloncurry muss natürlich nicht evakuiert werden. :)