Freitag, 20. September 2013

Cynthias Reise nach Almora



Am Montag dann wurde es für mich etwas aufregender. John hatte mir irgendwann mal erzählt, dass er bald ein bisschen Cattlework machen muss, also mit Kühen arbeiten muss.
Am Montagmittag hieß es dann für mich: Pack deine Sachen, denn wir fahren nach Almora und müssen dort eine Nacht schlafen.
Oha, dachte ich mir noch. Was kommt denn da auf mich zu? Habe ich da eine Dusche? Wie weit entfernt ist das? Was muss ich machen? Ganz alleine. Und dann auch noch die andere Sprache (da hatte ich noch das Problem, dass ich nur ca. die Hälfte verstand).
Ich packte also das Nötigste und duschte noch schnell, denn somit war die Frage mit der Dusche geklärt.
Es ging also los. Ich sollte fahren. Wir fuhren auf dem Highway (hier ist das eine einfache Landstraße) in Richtung „Burks and Wills“, das ist ein Roadhouse. Und von Cloncurry ca. 120 km entfernt. Ich fuhr also die ganze Strecke, welche sehr gerade ist und alles gleich aussieht. Es kamen uns ein paar andere Autos entgegen und auch Roadtrains, ab und zu sahen wir Cattles auf der Straße und Emus, ja sogar Wildschweine.
Bei so einer Fahrt kann man sich gut an den grünen kleinen Schilder orientieren, die ab und zu kommen: BW 120 , BW 90, BW 70, usw. (für Burks and Wills noch 70 km).
Die Roadtrains sieht man in der Regel schon 10 km vorher, da sie meistens eine riesige Staubwolke hinter sich her ziehen, sodass man ggf. anhalten muss.
Plötzlich sahen wir eine riesige Staubwolke, doch als ich näher kam, bemerkten wir, dass es sich um Rauch handelte, schwarzen Rauch. Ein Buschfeuer, mein erstes. Ich musste langsam daran vorbei fahren, denn es fing gerade erst an zu brennen und es war direkt am Straßenrand. Ich fragte noch nach, wie das in Australien mit Buschfeuern so ist, ob man die Feuerwehr rufen soll oder was man machen soll. John antwortete gelassen: „Wenn du jetzt die Feuerwehr rufst, dann braucht die 30 Minuten um hier zu sein, vielleicht sogar länger. Bis dahin ist hier schon alles abgebrannt und das Feuer hat von alleine aufgehört zu brennen. Die australische Feuerwehr rückt nur aus, wenn eine Stadt oder Häuser in Gefahr sind.“ Aha, lassen wir einfach alles mal abbrennen. Naja.
Das war der Seiteneingang von Burks and Wills
Dieser Zettel hing an der Damentoilettentür
Wir fuhren weiter und dann irgendwann kam dann auch das Roadhouse, wir besuchten die Toiletten, kauften uns etwas zu trinken und dann durfte ich wieder weiter fahren.
Gut die Fahrt war sehr langweilig, ich durfte nicht schneller als 110 fahren, aber als John eingeschlafen ist, bin ich dann so um die 130 km/h gefahren. Hier soll die Polizei angeblich auch mal blitzen, aber ich vermute, dass machen die eher in Städten.
Irgendwann wachte John auch wieder auf und von weitem sahen wir wieder eine Staubwolke. Diesmal war es aber kein Roadtrain, sondern ein kleiner Tornado. Ich musste ca. 10 Minuten am Straßenrand warten, denn der kleine Tornado kreuzte ausgerechnet MEINE Straße. Meine verdammte Straße, ist ja nicht so, als ob es genug Platz in diesem Land gibt, er musste ausgerechnet MEINE Straße wählen. Aber ich blieb gelassen (anders als wenn ich im Nachhinein daran denke).
Ah achso, was auch noch erwähnenswert ist, dass, vor allem im Outback, wie aus dem Nichts einfach so kleine Twister entstehen können. Manche kleinen Wirbelstürme sind nicht mehr als eine Windböe in Deutschland, aber manche können auch eine starke Kraft aufbauen. Aber zum Glück lösen sich die meisten auch nach einer Minute wieder auf.
Aber das Witzige ist halt, dass sie entstehen, obwohl fast überhaupt kein Windzug geht, und dann wird einfach der Sand in die Höhe gewirbelt.

Zurück zur Fahrt. Nachdem ich auch den kleinen Tornado (der ganz schön stark war) überstanden hatte und dazu noch 3 Stunden Fahrt, machten wir an einem richtig schönen Fluss Halt, in den John direkt mal reingesprungen ist. Ich zog es dann aber doch vor, nur mit den Füßen ins Wasser zu gehen, ich wollte dann doch nicht nass im klimatisierten Auto sitzen (ich weiß, dass ich ein Weichei bin, aber ich krieg davon immer direkt eine Erkältung).
Glasklares Wasser, sehr idyllisch
Den restlichen Weg fuhr John dann, immerhin noch eine Stunde. Und dann kamen wir in Almora an. Wir wurden von einem stürmischen Hundegebell begrüßt.
Die Farm hat doch tatsächlich über 15 Hunde!! Und davon drei Dackel, die alle fett waren. :D
Wir wurden begrüßt, bekamen eine Cola in die Hand gedrückt und John und der Farmer (dieser hieß übrigens auch John, deswegen nenne ich ihn ab jetzt nur noch den Farmer) unterhielten sich sehr lange und ausgiebig über irgendetwas, was ich nicht wirklich verstanden hatte. Auf jeden Fall war auch was von wegen Regierung dabei.
Ich konnte ihnen nicht wirklich zuhören, denn ich musste schon seit einer halben Stunde auf die Toilette und nippte schon ein paar Minuten tapfer an meiner Cola. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass beide Johns mal eine Pause machten beim Sprechen, damit ich nach dem Klo fragen konnte.
Doch irgendwie zog sich das Gespräch sehr in die Länge, meine Blase drohte zu platzen, die Cola machte die Angelegenheit nicht besser.
Und dann endlich irgendwann habe ich dann einfach gefragt und bekam das Klo und dann auch das Haus gezeigt.
Achso, erinnert ihr auch noch an die Schlange von dem letzten Eintrag, die mir als Foto gezeigt wurde? Der E-Mail Absender waren übrigens diese Leute und die Schlange wurde in diesem Haus gefunden. Ich war also sehr auf der Hut bei meinem Toilettenbesuch.

Danach wollten wir die Cattles begutachten, welche schon eingefangen waren. Auf dem Weg zu ihnen entdeckte ich dann erstmal die Ziegen, die überall rumlaufen und die Schweine, welche kleine Ferkelchen hatten. Leeeecker. :P
Määääääääähähähähäh
Achso, der Grund, warum wir überhaupt in Almora sind ist der, dass John unter anderem auch „Cattleagent“ ist. Das bedeutet, er ist der Vermittler von Kühen. Er verkauft und kauft Kühe für die Farmer. Und diese Kühe hier sollten exportiert werden.
Also musste John die größten und schwersten raussuchen, denn der Farmer wird per Kilogramm bezahlt und John bekommt ein paar Prozente ab.
Aber dazu später mehr.
Mein Zimmer
Nachdem wir einen ersten Blick auf die Cattles geworfen hatten, bekamen wir unsere Zimmer gezeigt.
Denn die Farm hatte 20 Räume in zwei Containern für Arbeiter. Es gab eine Gemeinschaftstoilette und –dusche! Toll, dachte ich mir nur, warum hast du jetzt Zuhause geduscht?! Egal.
Kröten 
Nachdem wir unsere Sachen und die jeweiligen Zimmer geräumt hatten, gab es auch schon Dinner (Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch) und anschließend durfte ich noch ein Kälbchen mit der Flasche füttern. Wir gingen ins Bett und bemerkten, dass der ganze Weg und auch die Toilette und die Dusche voller Kröten war (immerhin besser als Schlangen!!).
Kälbchen
Der nächste Morgen begann um 5:00 Uhr. Wir saßen am Frühstückstisch und machten uns einen Kaffee (das ist kein deutscher Kaffee, ich erkläre später mal, wie die Australier ihren „Kaffee“ trinken), danach kamen die anderen nach und nach aus ihren Betten gekrochen und der Farmer fing an Fleisch zu schneiden.
Ich schluckte hart und konnte gerade noch so meinen Würgereiz unterbinden. Wollten die Steak zum Frühstück essen? Ich meine, John macht sich morgens ja auch immer Bacon und sowas, aber Steak ?! Man fragte mich, ob ich ein Ei wollte, und eigentlich bin ich ja der süßeste-Süßesser, den es gibt, was das Frühstück angeht( wirklich, ich esse sogar Kuchen zum Frühstück und alles!!!), und auch nur aus Höflichkeit sagte ich ja. Ich aß dann schlussendlich Spiegelei auf Toast, was definitiv besser war als Steak. Mühselig verdrückte ich mein Frühstück und war froh, dass ich kein Steak essen musste!!
"Arbeiterdackel" Timothy ist immer zu Stelle

Dann ging es los. Wir präparierten ein Bad für die Kühe. Dieses Bad wurde mit Chemikalien versetzt, welche alle Zecken, die vielleicht noch auf der Kuh drauf sein könnte, töten sollte.
Der Sohn des Farmers und der Farmer selbst haben die Kühe zum Gatter getrieben, John hat gesagt, welche er haben möchte und welche nicht und ein andere Mitarbeiter und ich hatten einen gechillten Job:
Wir saßen vor dem Gattermechanismus, mit dem man einzelne Kühe einfangen kann und kamen nur in speziellen Fällen zum Einsatz:
1.   Wenn die Kühe oder Bullen zu lange Hörner hatten, dann musste ich die Klappe, die die Kühe am Hals festpacken sollte, zuschlagen, damit der Arbeiter die Hörner absäbeln konnte.

2. Wenn die Kühe aus welchen Gründen auch immer, keine Ohrmarke hatten, dann musste ich den Tacker präparieren und der Arbeiter durfte den Kühen die Ohrmarke verpassen. Dies gefiel ihnen meistens gar nicht, weswegen ich mit aller Kraft die Biester festklemmen musste.

Wenn die Kühe uns dann passiert hatten, mussten sie dann in das Becken mit den Chemikalien springen. Die meisten sind da mit so einem Karacho reingesprungen, dass es 5 Meter gespratzt hat! Tooootal cool. Anschließend mussten wir noch alle Kühe zählen: 167 Stück. Fertig für den Export nach Indonisien.

Nach getaner Arbeit bekamen wir Tee und Kekse und die beiden Johns machten den Papierkram.
Anschließend fuhren wir wieder den langen, langen Weg nach Hause. John wieder bis zu dem Fluss, an dem wir wieder Halt machten und ich dann die restlichen, öden und sich ziehenden 300 km.
Auf dem Weg sah ich dann auch noch die Auswirkung von dem Buschfeuer, welches wir ja am Tag zuvor haben starten sehen. Du meine Güte, 5 km Landschaft an der Straße einfach abgebrannt. Wusch. Alles schwarz. So schnell kanns gehen.
Und so schnell war mein kleines Abenteuer auch schon wieder vorbei, es war richtig schön in Almora. Mal was anderes, als immer nur die Maschinen.

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